· 

Arten der ketogenen Ernährung

Es gibt verschiedene Arten der Ketogenen Ernährung. Ich bin ja kein Freund vom Wort "Diät" - aber es macht dann doch Sinn :)

 

Definition "Diät":

Der Begriff "Diät" fasst verschiedene Kostformen zusammen, die zur Vorbeugung und Behandlung verschiedener Erkrankungen sowie zur Gewichtsreduktion eingesetzt werden.

Sie unterscheiden sich daher in ihrer Zusammensetzung, in ihrem Energiegehalt und/oder in ihrer Zubereitung von der normalen Ernährung.

 

Wenn man über ketogene Diät spricht, gilt es zu bedenken, dass es unerschiedliche Varianten davon gibt. Die vier üblichen ketogenen Diätformen sind:

 

  • klassische ketogene Diät
  • MCT-Diät (MCTs = mittelkettige Triglyceride)
  • Low-Glycemic-Index-Therapie (LGIT)
  • modifizierte Atkins-Diät (MAD)

Sie unterscheiden sich unter anderem in ihrer ketogenen Ratio. Mit der ketogenen Ratio wird das Verhältnis von Fett zu Kohlenhydraten + Proteinen in der Nahrung beschrieben.

 

Werden also beispielsweise insgesamt 20 g Kohlenhydrate + Proteine gegessen und dazu 80 g Fett, erhält man eine ketogene Ratio von 1:4. Die ketogene Ration kann für einzelne Lebensmittel, Mahlzeiten oder ganze Tagespläne berechnet werden.

Alle ketogenen Diäten sind fettreich und extrem kohlenhydratarm.

klassische ketogene Diät

Die klassische ketogene Diät ist die älteste Form. Sie wurde bereits in den 20er Jahren in der Mayo-Clinic für Kinder mit Epilepsie entwickelt.

 

Bei der klassischen ketogenen Diät wird eine ketogene Ratio von 1:4 angestrebt, damit ist sie die ‚strengste’ der Diätformen mit dem größten Fettanteil.


MCT-Diät (MCTs = mittelkettige Triglyceride)

Bei dieser Diätform wird die Ernährung mit mittelkettigen Triglyceriden (MCT-Fetten) angereichert. Das hat den Grund, dass diese im Vergleich zu langkettigen Fettsäuren (LCT) ketogener sind.

 

Die Bildungsrate für Ketonkörper ist also höher. Sie können im Darm direkt durch die Dünndarmzotten resorbiert werden, ohne, dass sie vorher durch Verdauungsenzyme und Gallensäure zerlegt werden müssen.

 

Über das Blut werden sie zur Leber transportiert, wo sie zur Ketogenese genutzt werden können.

 

Der Einsatz muss beginnend bei 10-20 g pro Tag langsam gesteigert werden, da sie zu Magen-Darm-Beschwerden führen. Pro Tag kann die Gesamtmenge um 10 g angehoben werden. Am verträglichsten ist es, wenn die Gesamtmenge auf alle Mahlzeiten aufgeteilt wird.

 

Ziel ist es, 40 % der Fettmenge durch MCT-Fette zu ersetzen.

Die MCT-Diät ist von der Effektivität her mit der klassischen ketogenen Diät mit einer ketogenen Ratio von 3:1 vergleichbar, aber es müssen die Kohlenhydrate weniger reduziert werden. Dadurch ist sie leichter durchführbar.

 

Low-Glycemic-Index-Therapie (LGIT)

Die Low-Glycemic-Index-Therapie wurde 2002 von Pfeifer und Thiele in Boston entwickelt. Hier muss pro Tag ein Kohlenhydratpensum von maximal 40-60 g im Speisenplan kalkuliert werden. Zusätzlich dürfen nur Lebensmittel gewählt werden, die einen Glykämischen Index (GI) unter 50 haben.

 

Der GI beschreibt, dass die gleichen Kohlenhydratmengen in verschiedenen Lebensmitteln zu unterschiedlichen Blutzucker- und Insulinwirkungen führen. Definiert ist der GI als die relative Fläche unter der Zwei-Stunden-Blutzuckerkurve nach Aufnahme von 50 Gramm Kohlenhydraten eines Lebensmittels im Vergleich zur gleichen Menge reiner Glukose. Um eine Messskala zu erhalten, wurde die Blutzucker erhöhende Wirkung von 50 Gramm Glukose gleich 100 Prozent (GI = 100) gesetzt.

 

modifizierte Atkins-Diät (MAD)

Begründer der Atkins-Diät war 1972 der amerikanische Arzt Dr. Robert Atkins. Hier werden Kohlenhydrate zwar extrem begrenzt, dafür dürfen proteinreiche Lebensmittel ohne Einschränkung gegessen werden.

 

Proteine dürfen bis zu 35 % ausmachen. Die modifizierte Atkins-Diät erlaubt Kindern und Jugendlichen in der Umstellungsphase bis zu 15 g KH pro Tag, Erwachsenen 20 g KH. Diese Mengen steigen auf bis zu 60 g pro Tag.

Bei der MAD wird eine ketogene Ratio von nur 1:1 bis 1,5:1 angestrebt.

 

Sie ist auch einfacher umzusetzen, da nur die Kohlenhydrate berechnet und eingeschränkt werden. Die MAD hat mit 56 % bei Erwachsenen daher eine vergleichsweise gute Adhärenz. Obwohl die Ketose geringer ausfällt, erzielt die MAD gute Ergebnisse bei der Behandlung von Epilepsie.

 

Das war jetzt ein kleiner Überblick - falls du noch Fragen oder Anregungen haben solltest, schreib es bitte gerne ins Kommentarfeld!

 

Ganz liebe Grüsse und weiterhin ein schönes Tagerl!

 

 

 

 

 

 

QUELLENVERZEICHNIS:

Biesalski, Hans Konrad; Bischoff, Stephan C.; Puchstein, Christoph, „Ernährungsmedizin“, Georg Thieme Verlag, Stuttgart/New York, 2010, ISBN 978-3-13-100294-5

Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V., „DGE-Position: Richtwerte für die Energiezufuhr aus Kohlenhydraten und Fett“, Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Bonn, 2011

Elmadfa, Ibrahim; Leitzmann, Claus, „15 Hungerstoffwechsel/Fasten“, Ernährung des Menschen, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 2004, ISBN 3-8001-2830-6

Erickson, Nicole; Buchholz, Daniel; Hübner, Jutta, „Stellungnahme zu ketogenen und kohlenhydratarmen Diäten bei Menschen mit Krebs“, Arbeitsgemeinschaft Prävention und Integrative Onkologie (PRIO) der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG), Ernährungsumschau, Wiesbaden, 9/2017, DOI: 10.4455/eu.2017.036

Kleppner, Jörg; Leiendecker, Bärbel, „Ketogene Diät bei refraktärer Epilepsie im Kindesalter“, Monatsschrift Kinderheilkunde 08/2011, 159:737-744, Springer Medizin Verlag, Heidelberg, 2011, ISBN 1433-0474

Löffler, Georg; Petrides, Petro E.; Heinrich, Peter C.; „Biosynthese und Abbau der Ketonkörper“, Biochemie & Pathobiochemie, 8. Auflage, Springer Medizin Verlag, Heidelberg, 2007, ISBN-10 3-540-32680-4

Mosler, Stephanie, „“Low Carb“-Ernährung im Sport: Eine kurze Übersicht zu aktuellen Erkenntnissen und potentiellen Risiken“, Universitätsklinikum Ulm, Sektion Sport. Und Rehabilitationsmedizin, Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, 4/2016, DOI 10.5960/dzsm.2016.229

Müller, M. J., „Ernährungsmedizinische Praxis“, Springer Medizin Verlag, Heidelberg, 2007, ISBN 978-3-540-38230-0

Och, Ulrike; Fischer, Tobias; Marquardt, Thorsten, „Ketogene Diät – eine Herausforderung für Patienten und Fachkräfte“, Ernährungs Umschau, Wiesbaden, 8/2017, DOI: 10.4455/eu.2017.031

Schoeler, Natasha E.; Cross, Helen J., „Ketogenic dietary therapies in adults with epilepsy: a practical guide“, Practical Neurology 16:208-214, 2016, DOI:10.1136/practneurol-2015-001288 

Wheless, James W., „History and Origin of the Ketogenic Diet“, Human Press Inc., Epilepsy and the Ketogenic Diet, Totowa, NJ

Zürcher, Theres; Nouffer, Jean-Marc; Gautschi, Matthias, „Ernährung und Stoffwechselerkrankungen bei Kindern – Praxis der ketogenen Diäten“, Schweizer Zeitschrift für Ernährungsmedizin, Bern, 2/2015

Fischer, Tobias; Marquardt, Thorsten, „Dietary supplements based on ketone body -hydroxybutyrate. Market analysis and evaluation of ingedients of supplements used in the USA.“, Ernährungs Umschau 65(12): 204 – 212, DOI: 10.4455/eu.2018.048

Kommentar schreiben

Kommentare: 0